Die Guillotine im Justizpalast München – Hinrichtungen im Dritten Reich
Der Justizpalast München zählt heute zu den beeindruckendsten Gerichtsgebäuden Deutschlands. Doch während der Zeit des Nationalsozialismus war er auch ein Ort des Todes. Zwischen 1933 und 1945 fanden hier zahlreiche Hinrichtungen mit der Guillotine (Fallbeil) statt – vollstreckt meist durch den berüchtigten Scharfrichter Johann Reichhart.
📜 Historischer Hintergrund
Nach der Machtübernahme 1933 nutzte das NS-Regime den Justizpalast nicht nur für Prozesse, sondern auch als Vollstreckungsort für Todesurteile. Die Guillotine – offiziell als „Fallbeil“ bezeichnet – wurde im rückwärtigen Zellentrakt installiert. Hier starben politische Gegner, Widerstandskämpfer, Deserteure, aber auch verurteilte Mörder.
Zwischen 1942 und 1945 wurden in München hunderte Todesurteile vollstreckt. Viele Opfer waren Mitglieder der Weißen Rose oder anderer Widerstandsgruppen.
⚖ Ablauf einer Hinrichtung im Justizpalast
Der Vollstreckungstag folgte einem festen Ablauf:
- Letzte Stunden in der Zelle – der Verurteilte wurde am frühen Morgen über die Ablehnung des Gnadengesuchs informiert.
- Besuch des Seelsorgers – wenn gewünscht, konnte Beichte oder ein letztes Gespräch geführt werden.
- Vorbereitung – Fesselung der Hände, Abnahme von Jacke und Kragen.
- Urteilsverlesung – der Staatsanwalt las das Urteil laut vor.
- Fallbeil – der Scharfrichter löste die Guillotine aus; der Tod trat in Sekunden ein.
Die Leichname wurden oft anonym im Krematorium München-Sendling verbrannt. Angehörige erhielten selten nähere Informationen.
👤 Der Scharfrichter Johann Reichhart
Johann Reichhart (1893–1972) war der letzte offizielle Scharfrichter Bayerns. Zwischen 1924 und 1945 führte er über 3.000 Hinrichtungen durch – darunter viele im Justizpalast München. Nach dem Krieg arbeitete er noch kurze Zeit für die US-Besatzungsmacht, bevor er in den Ruhestand ging.
🕯 Erinnerungskultur
Heute gibt es im Justizpalast keinen öffentlichen Hinrichtungsraum mehr. Die ehemaligen Vollstreckungsräume wurden umgebaut, doch in Archiven und Dokumentationen ist die Geschichte nachvollziehbar.
Historische Stadtführungen und das NS-Dokumentationszentrum München thematisieren den Ort und seine Opfer.









