In Deutschland werden jedes Jahr über 100 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet – oft nach einer langen Phase der Gewalt. Fachleute sprechen hier von Femiziden. Die Polizei, Frauenhäuser und Opferschutzorganisationen sind sich einig: Wer Anzeichen von Gefahr erkennt, muss schnell handeln.
Doch welche Maßnahmen helfen wirklich, wenn es um Leben und Tod geht?
- Akute Gefahr – handeln statt hoffen
Sobald Drohungen, körperliche Gewalt oder beunruhigendes Verhalten auftreten, ist keine Zeit für Abwarten.
Sofortmaßnahmen können über Leben und Tod entscheiden:
• 110 rufen – auch bei „nur“ verbalen Drohungen.
• Sich an einen sicheren Ort begeben: öffentliche Räume, Nachbarn oder Freunde.
• Codewort mit Vertrauensperson vereinbaren, das sofortige Hilfe signalisiert.
• Notfalltasche bereithalten: Ausweis, Bargeld, Medikamente, Zweithandy – am besten außerhalb der Wohnung deponieren.
• Live-Standort teilen (WhatsApp, Google Maps), damit Angehörige oder Polizei jederzeit wissen, wo man ist.
- Frühzeitig Hilfe einbinden
Viele Betroffene zögern, die Polizei einzuschalten – oft aus Angst vor Eskalation.
Doch frühzeitige Einbindung von Schutzdiensten kann Risiken massiv senken:
• Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016 – anonym, kostenlos, rund um die Uhr.
• Polizeilicher Opferschutz: Beamte können Gefährderansprachen durchführen oder Platzverweise verhängen.
• Schutzanordnungen nach dem Gewaltschutzgesetz beantragen (Annäherungs- und Kontaktverbot).
• Rechtsanwältin für Straf- und Familienrecht einschalten, um schnell gerichtliche Maßnahmen durchzusetzen.
- Digitale Sicherheit
Viele Täter überwachen ihre Opfer digital. Um nicht gefunden zu werden, gilt:
• Standortfreigaben in Social Media ausschalten.
• Passwörter ändern, Zweifaktor-Authentifizierung aktivieren.
• Zweithandy nutzen, das der Täter nicht kennt.
• Bedrohliche Nachrichten sichern – nicht auf Geräten speichern, auf die der Täter Zugriff hat.
- Beweise sichern – für die eigene Sicherheit
Auch wenn eine Anzeige (noch) nicht geplant ist, können Beweise später entscheidend sein:
• Verletzungen, beschädigte Gegenstände und Drohnachrichten dokumentieren.
• Ärztliche Atteste ausstellen lassen, auch bei kleineren Verletzungen.
• Ereignisprotokoll mit Datum, Uhrzeit und Beteiligten führen.
- Psychische Unterstützung
Femizid-Gefahr bedeutet nicht nur physische, sondern auch enorme psychische Belastung.
• Psychosoziale Prozessbegleitung kann Opfer durch Ermittlungs- und Gerichtsverfahren begleiten.
• Kontakt zu Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen verhindert Isolation.
• Kinder psychologisch betreuen lassen – sie sind oft stille Zeugen der Gewalt.
Trennungsphase – die gefährlichste Zeit
Statistiken zeigen: Die meisten Femizide geschehen in der Phase der Trennung.
Darum betonen Expertinnen: Eine Trennung sollte niemals ohne Schutzplan erfolgen.
Das bedeutet:
• Vorherige Abstimmung mit Polizei und Frauenhaus.
• Sicherer neuer Aufenthaltsort.
• Unterstützung durch Anwälte und Opferhilfeorganisationen.








